Oft habe ich mich über die hartnäckigen Wurzeln eines Gewächses geärgert, das ich im Garten weghaben wollte. Seit ich für das Magazin Pflanzenfreund über die sogenannte Rhizosphäre geschrieben habe, schaue ich Wurzelstöcke und Würzelchen mit anderen Augen an.
Manche Experten bezeichnen diesen Raum an und um die Pflanzenwurzeln gar als eines der komplexesten Ökosysteme der Welt. Denn Wurzeln sind zu weit mehr gut, als bloss um Pflanzen abzustützen, damit sie nicht beim leisesten Windstoss umknicken. Wurzeln dienen auch dazu, Nähr- und Mineralstoffe aus dem Boden aufzunehmen – und dazu formen sie ihr eigenes kleines Ökosystem, in dem sie mit Bakterien, Pilzen oder Fadenwürmern zusammenspannen.
Zehntausende Bakterienarten
Man schätzt, dass es in einem Gramm Rhizosphären-Boden bis zu einer Billiarde lebende Zellen gibt – die meisten davon sind einzellige Organismen. Im Wurzelraum einer einzigen Pflanze leben Tausende bis Zehntausende Bakterienarten und Hunderte bis Tausende Pilzarten. Was genau diese winzigen Organismen dort tun, ist bis heute ungenügend erforscht.
Es gibt Mikroben, die miteinander um Nährstoffe konkurrieren und einander bekämpfen. Und es gibt solche, die Allianzen eingehen mit ihresgleichen – oder mit den Pflanzen. Geprägt und gesteuert werden die Abläufe durch die Wurzelausscheidungen der Pflanzen. Mit ihnen beeinflusst die Pflanze die Bodenmikroben: Sie lockt beispielsweise nützliche Mikroorganismen an, die ihr dabei helfen, die Nährstoffe im Boden verfügbar zu machen.
Bodengestalter und -verbesserer
Pflanzen gestalten also das Bodenökosystem so, dass es ihren eigenen Bedürfnissen dient. Aber sie dienen gleichzeitig selbst der Bodengesundheit: Ihre abgestorbenen Wurzeln und die ausgeschiedenen Stoffe verbessern die Bodenstruktur und die Bodenfruchtbarkeit.
Besonders wichtige Alliierte der Pflanzen sind Pilze: Vier von fünf Pflanzenarten profitieren von einer Gemeinschaft mit sogenannten Mykorrhizapilzen im Wurzelraum. Eine Rhizosphären-Expertin hat mir erzählt, weshalb Gärtnerinnen und Gärtner diese Symbiose nicht zerstören sollten – und was von im Handel angebotenen Mykorrhiza-Impfstoffen zu halten ist.
Den Artikel aus dem Pflanzenfreund gibt es hier.