Vor 25 Jahren verbrachte ich während des Studiums mehrere Wochen auf der Vogelberingungs-Station «Col de Bretolet». Für die Schweizer Familie bin ich nun auf den Pass im Unterwallis zurückgekehrt.

Für mich gibt es kaum einen schöneren Ort in den Schweizer Bergen als den Col de Bretolet. Ein Alpenpass, wie er im Buche steht. Mit einem Blick auf steile Geröllhalden, mächtige Gipfel und sanfte Talböden. Und voll schöner Erinnerungen.

Vor 25 Jahren verbrachte ich ungefähr zwei Monate auf diesem Pass, der auf der Grenze zwischen dem Unterwallis und Frankreich liegt. Ich hatte mich für ein Praktikum während meines Biologie-Studiums als freiwilliger Helfer bei der Schweizerischen Vogelwarte gemeldet. Die Vogelwarte betreibt auf dem Col de Bretolet seit 65 Jahren eine Station zur Erforschung des Vogelzugs.

Hier werden jeweils im Herbst Zugvögel auf dem Weg in den Süden gefangen, vermessen, beringt – und nach kurzer Zeit wieder freigelassen. Die Arbeit dient dazu, mehr über die Zugstrategien von Vogelarten zu erfahren. Zudem hilft sie zu verstehen, wie sich Umweltveränderungen wie die Klimaerwärmung auf das Zugverhalten auswirken.

Ich werde meine Zeit auf der Beringungsstation nie vergessen. Zum einen der Vögel wegen: Wer bekommt schon das Privileg, wunderbare Vögelchen wie Kohlmeisen oder Gartenrotschwänze in seinen Händen zu halten und ganz genau betrachten zu dürfen? Wir fingen damals sogar Arten, die man sonst bei uns nur selten zu Gesicht bekommt – Raufusskäuze etwa Rotdrosseln.

Zum anderen waren die Wochen auf dem Col de Bretolet ein Kontrastprogramm zum Lebenskomfort, das unsere moderne Gesellschaft bietet: Es gab kein elektrisches Licht und keine Badzimmer. Dafür ein Plumpsklo unter freiem Himmel mit himmlischer Aussicht. Im September wurden wir eingeschneit und verbrachten ein paar Tage mit Warten, Schneeschaufeln und Jassen.

An all dies musste ich denken, als ich nun nach langer Zeit wieder einmal zum «Col de Bretolet» hochwanderte. Nur für einen Tag, um eine Reportage für die Schweizer Familie zu schreiben. Natürlich war nicht mehr alles genau so, wie ich es in Erinnerung hatte. Aber vieles. Noch immer ist der «Bretolet» ein spartanisch ausgestatteter Ort, an dem ein Team von Freiwilligen dafür arbeitet, dass wir die Vogelwelt besser verstehen und besser schützen.

Den Artikel aus der «Schweizer Familie» gibt es hier